Digitalisierung lässt – wie jede Art von Rationalisierung – Arbeit weniger werden. Ein Umstand, der von vielen geleugnet wird, weil er ihnen Angst macht, so die Beaobachtung von Andreas Syska. Dabei steckt in einer solchen Entwicklung überhaupt keine Bedrohung, sondern eine echte gesellschaftliche Chance, ist der Professor für Produktionsmanagement überzeugt.

Ist Produktion nicht faszinierend? Produktion schafft materiellen Wohlstand und erzeugt Produkte, die das Wohlergehen der Menschen verbessern. Deshalb bin ich auch Produktionsingenieur geworden. Es gibt für mich keinen schöneren Beruf - und wenn es um die Gestaltung der Produktion der Zukunft geht, bin mit Leidenschaft dabei.

Der letzte hat es nun verstanden: Deutschland ist nicht in der Lage, sämtliche für Industrie und Privathaushalte benötigte Energie selbst herzustellen, sondern ist abhängig von Importen. Die Frage, ob und in welchem Umfang wir heizen, beleuchten, produzieren und mobil sein können, beantworten andere, die uns nicht immer wohlgesonnen sind. 

Jetzt ist es soweit: Aus dem Fachkräftemangel ist der allgemeine Arbeitskräftemängel geworden. Dass dies so kommen würde, ist seit 15 Jahren klar - reagiert wird aber erst jetzt. So befindet sich Deutschland im Panikmodus und ist dabei, falsche Entscheidungen zu treffen. Und weil die wahren Ursachen des Arbeitskräftemangels nicht benannt werden, gehen die derzeit diskutierten Lösungen auch am Problem vorbei. 

Ist Produktion nicht faszinierend? Deshalb bin ich auch Produktionsingenieur geworden. Es gibt für mich keinen schöneren Beruf und wenn es um die Gestaltung der Produktion der Zukunft geht, bin mit Leidenschaft dabei.

Der Begriff der Work-Life-Balance geht davon aus, dass die Berufsarbeit etwas anderes ist als das Leben und dass beide Bereiche in Balance zu bringen sind. Aha: Leben findet also erst durch die Abwesenheit statt. Nach dieser Logik wäre man ja während der Arbeit tot. Klar weiß ich, dass das nicht so gemeint ist. Kommt aber so an. Jedenfalls bei mir. Und deshalb kann ich mit diesem Begriff auch nichts anfangen. 

Jetzt haben wir am Abend der Bundestagswahl auf die Wahlergebnisse geschaut und festgestellt, dass es keine eindeutigen Mehrheiten mehr gibt. Die Verteilung der Stimmen auf die einzelnen politischen Parteien spiegelt die differenzierte Stimmungslage in der Bevölkerung wider.  

Es gibt keine Partei mehr, die unter dem Label „Volkspartei“ als politischer Vollsortimenter in seinen Regalen alle Antworten auf die Fragen der Bürger vorrätig hat.

Stimmt doch, oder? Klimaschutz darf nicht zu Lasten der Wirtschaft gehen. Augenmaß, statt Aktionismus und Verbotspolitik. Das ist doch genau das, was wir brauchen. Nun gut, vor einigen Tagen sind in der Eifel und in Bayern nicht nur Privathäuser zerstört worden, sondern auch Einzelhandelsgeschäfte, Restaurants und Hotels. Das ist zwar auch irgendwie Wirtschaft, aber doch nicht die Wirtschaft. Bei allem Verständnis für die Lage der Betroffenen sei nochmals gesagt: „Klimaschutz darf nicht zu Lasten der Wirtschaft gehen“. 

Deutschlands Industrie soll nun klimaneutral werden. Endlich und diesmal wirklich. Regierung und politische Parteien überbieten sich derzeit gegenseitig mit der Formulierung von ambitionierten Klimazielen, vielleicht aus innerer Überzeugung, mindestens aber, weil man damit bei den anstehenden Wahlen punkten kann.

Für die Industrie, wie wir sie kennen hat das letzte Kapitel begonnen – sie weiß es nur noch nicht. Produzenten glauben gerne daran, dass sie so etwas wie das Hoheitsrecht auf Wertschöpfung besitzen und perfektionieren Fabriken, die es so in zwanzig Jahren vielleicht gar nicht mehr geben wird. 

Mit einer Mischung aus Amüsiertheit und Erschrecken sehe ich, wie derzeit viele vermeintliche Digitalisierungsexperten auf einer imaginären Tribüne sitzen und den digitalen Wandel wie eine Sportveranstaltung beobachten. Manche schließen Wetten darauf ab, wer Sieger oder Verlierer sein wird oder machen Spielanalysen. Andere wiederum rufen gute Vorschläge auf das Spielfeld oder bieten sich als Trainer an. Dabei haben sie nicht verstanden, dass sie selbst Teil des Spiels sind und unterschätzen die Auswirkungen des digitalen Wandels massiv. Denn es geht nicht um die Digitalisierung des Bestehenden, sondern um seine fundamentale Umwälzung.